Statements zum Schaffen von Regine Dapra
Hans Weigel: anläßlich einer Ausstellungseröffnung:
Regine Dapra hat zwei Wesensmerkmale, die scheinbar überraschend,
fast befremdlich sind und die doch in meiner Sicht zu ihrer
Bedeutsamkeit beitragen. Sie wurde als Konzertpianistin ausgebildet
und diplomiert. Als ihr bescheinigt worden war, daß
sie das Klavier beherrsche, klappte sie es zu und begann zu
malen. Das ist nicht ein Umweg, sondern ein ganz sinnvoller
Weg zur Reife. Man muß, um sich in einem Beruf ganz
zu erfüllen, mehr sein und mehr haben, als dieser Beruf
an äußeren Voraussetzungen erfordert. Man muß
erlernt haben, was man nicht unmittelbar zur Berufsausübung
braucht. Das, was man für den Beruf braucht, muß
man nicht unbedingt erlernt haben. Man muß es nur können.
Zweites Wesensmerkmal: Regine Dapra arbeitet nicht "nach
der Natur", wie man sagt. Sie sitzt nicht vor Kirchen,
Gärten, Bäumen und "zeichnet sie ab".
Sie kennt ihren Gegenstand, gewiss, aber sie bildet ihn nicht
ab. Sie arbeitet in ihrem Atelier.Regine Dapra muß gegen
den Klischeebegriff "naive Malerei" verteidigt werden.
Sie ist nicht naiv, sie ist nicht einmal einfach. Sie schafft
Ordnung, indem sie Bilder herstellt. Wir besitzen viele kostbare
Bilder der Stadt Salzburg von Regine Dapra. Dadurch hat sie
der Stadt Salzburg einen unschätzbaren Dienst erwiesen.
Wenn wir von Salzburg träumen, sieht die Stadt aus wie
von Regine Dapra gemalt, jenseits aller Tagtäglichkeit.
Dr.Hans Conrad Fischer: Karl Heinrich Waggerl, der Dichter
und Freund der Dapras, hat zu Regine einmal gesagt: "Du
hast das Malen in der Musik gelernt." Lassen Sie mich
bei dieser Beziehung Musik-Malerei in den Bildern Regine Dapras
kurz verweilen! Sie brauchen nur hier in diesem Raum an die
Wand zu blicken, oder wo immer Sie Bilder von Regine Dapra
sehen, um auch an Musik zu denken. Ihre Salzburg Bilder verklären
diese Stadt, erhöhen sie zu einer heiter-ästhetischen,
verspielten und dennoch in strenge Form gebannte Harmonie.
Wer würde da nicht an Mozart denken? Eine ausgebildete
und wie alle , die Regine Dapra am Klavier erlebt haben erstrangige
Musikerin malt Salzburg.Der Einfluß Mozarts in ihren
Bildern ist unverkennbar: Das Streben nach absoluter Harmonie.
In dieser unheilen Welt gibt es zum Glück immer noch
Künstler, die sie mit ihrem Schaffen zu heilen versuchen.Für
viele von uns ist diese Welt in den Bildern Regine Dapras
heil.Nur Halbgebildete oder Dummköpfe konnten den Begriff
der "heilen Welt", vorübergehend zum Schimpfnamen
für oberflächliche Schönfärberei umfunktionieren.
Der Kunsthistoriker Hermann Bauer sprach bei einer Ausstellungseröffnung
über das "Sonntägliche" in Regine Dapras
Malerei. "Das Sonntägliche ist nicht zuletzt Resultat
der Ordnung der Dinge. Eine sonntägliche Gelassenheit
herrscht zwischen Stadt und Betrachter, die Zeit ist zur Ruhe
gekommen, und die Vergangenheit ist zum Fest geworden, an
dem wir teilhaben können. In diese Stadt malt sie uns
Menschen des 20.Jahrhunderts hinein. Ich kenne keine liebenswertere
Denkmalspflege als diesen Sonntag, an dem liebenswerte Bilder
uns etwas sehr wesentliches von Salzburg zeigen und gleichzeitig
aus Salzburg hinausführen in ein unbetretenes Wunderland."
Ein erstaunliches Phänomen der Bilder Regine Dapras ist,
daß man eigentlich keine Entwicklung ihrer malerischen
Begabung verfolgen kann. Sie war scheinbar plötzlich
da und malte, wie eben Regine Dapra malt, erkennbar sofort
unter hunderten anderer Bilder. Das ursprüngliche Talent
zum Malen, das nur des Anlasses zum Durchbruch bedurfte, wird
hier sichtbar. Auch , wie recht der Dichter Herbert Eisenreich
hatte, als er in einem Essay schrieb, die Malerin gehöre
"zu den Menschen, die etwas in sich tragen, das man als
Rudimente aus dem verlorenen Paradies bezeichnen könnte".
Schon die Arbeitsweise, bei der bis zur Fertigstellung eines
Bildes oft zwei Monate und mehr Zeit vergehen, widerspricht
der oberflächlichen Etikettierung von Regine Dapras Gemälden
als "naive Malerei". Wer sie selbst kennt, ihre
intellektuelle Engagiertheit in Diskussionen erlebt hat, die
Menge der Gedanken ahnt, die in ihrem und in ihres Mannes
Haus umgewälzt werden, der hat Schwierigkeiten mit der
Vorstellung einer "Salzburger Grandma Moses". Die
Wirklichkeit in den Bildern Regine Dapras ist nicht naiv,
es sei denn, wir hätten uns an die Verschandelung unserer
Umwelt schon so sehr gewöhnt, daß wir Schönheit
grundsätzlich als Naivität empfinden. Die Wirklichkeit
ihrer Bilder ist vielmehr ein - bisweilen sogar sehr raffiniertes
- Zusammenfügen von Elementen der Natur und Architektur
Salzburgs zu einer unwirklichen Harmonie. Herbert Eisenreich
hat recht, wenn er die Malerin "zu den Traumwandlern
zwischen Schuld und Unschuld" zählt. So gesehen
sind Regine Dapras Bilder viel eher religiös als naiv.
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